Sauberes Trinkwasser aus der Leitung und eine funktionierende Abwasserentsorgung sind für uns selbstverständlich – rund 9 von 10 Haushalten in Österreich sind an das heimische Trinkwasser- und Abwassersystem angeschlossen. Vor einer Generation war das noch keineswegs so. In den letzten 60 Jahren wurden rund 67 Milliarden Euro in unsere Leitungsnetze investiert. Aber auch in Zukunft sind Investitionen unbedingt notwendig.
„Funktionstüchtige Wasserleitungsnetze sind die Grundlage für unsere Lebensqualität und eine sichere Trinkwasserversorgung. Um diese kostbare Infrastruktur zu erhalten, muss sie laufend geprüft und rechtzeitig erneuert werden. Durch die finanzielle Unterstützung meines Ressorts konnten schon viele Projekte in Österreichs Gemeinden erfolgreich umgesetzt werden. Es ist wichtig, dass wir weiterhin daran arbeiten, diese wertvolle Infrastruktur für zukünftige Generationen zu sichern und zu erhalten,“ betont Wasserminister Norbert Totschnig anlässlich der VORSORGEN-Tage in Freistadt.
Aktionstage zu „VORSORGEN statt Rohrsorgen“ in Freistadt
Die Initiative „VORSORGEN statt Rohrsorgen“ des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, die zusammen mit ÖVGW, ÖWAV, Städtebund, Gemeindebund und den Bundesländern umgesetzt wird, stellt Informationen rund ums Prüfen, Erneuern und Erhalten unserer Trinkwasser- und Abwasserinfrastruktur zu Verfügung. Ziel ist es, Bewusstsein für den Wert unseres Leitungsnetzes und Verständnis für die notwenigen Instandhaltungen zu schaffen.
Deshalb bietet VORSORGEN nun erstmals auch Führungen für Schulklassen und die interessierte Bevölkerung an und konnte bei den der VORSORGEN-Aktionstagen in Freistadt bereits zahlreiche Besucherinnen und Besucher für das Thema begeistern.
Dies freut insbesondere auch Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder: „Die Klimakrise stellt unsere Wasserwirtschaft vor Herausforderungen und deshalb ist es wichtig, dass wir gemeinsam unsere Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung sichern. Mit vorausschauender Wartung und Instandhaltung unseres Leitungsnetzes verhindern wir beispielsweise den Verlust von kostbarem Trinkwasser und unnötige Energieverschwendung. Mit intakten Ver- und Entsorgungsnetzen sichern die Betreiber daher nicht nur den wirtschaftlichen und professionellen Bestand und Betrieb ihrer Anlagen, sondern rüsten sich auch bestens für sich ändernde Rahmenbedingungen der Zukunft.“
Auch in Freistadt wurde in den vergangenen Jahren bereits viel in die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung investiert. Christian Gratzl, Bürgermeister von Freistadt: „Eine gute und sichere Trinkwasserversorgung ist entscheidend für die hohe Lebensqualität in einer Stadt. Sie gehört ebenso wie eine funktionierende Abwasserentsorgung zu den wichtigsten Aufgaben einer Gemeinde. In Freistadt haben wir in den vergangenen Jahren 3,5 Millionen Euro in diese wichtige Infrastruktur investiert. Dank der Erschließung eines neuen Tiefbrunnens im Jahr 2020 hat die Trinkwasserversorgung nun ein drittes Standbein und ist langfristig abgesichert. Wir investieren laufend in Sanierungen im Leitungsnetz und beheben Schäden, bevor sie zum Problem werden.“
Rohrsorgen? Gemeinsam für die Zukunft vorsorgen
Über die Hälfte der Trinkwasserleitungen und rund 30 % der Abwasserleitungen des ca. 174.000 km langen öffentlichen Leitungsnetzes in Österreich wurden vor 1983 gebaut. Bei einer durchschnittlichen Lebensdauer der Rohre von 50 Jahren besteht daher in den kommenden Jahren erhöhter Erneuerungsbedarf.
„Momentan sind bereits 12% der Trinkwasserleitungen älter als 50 Jahre. Ein erheblicher Anteil der installierten Rohrleitungen hat daher bereits seine technische Nutzungsdauer erreicht bzw. wird sie in den nächsten Jahren erreichen. Deshalb sollte mit dem Austausch dieser Leitungen nicht mehr allzu lange gewartet werden,“ so Wolfgang Nöstlinger, Präsident der ÖVGW bei der VORSORGEN-Eröffnung in Freistadt.
Die Branchenverbände fordern deshalb entsprechende Förderungen. Das betont auch Martin Niederhuber, Präsident des ÖWAV in Freistadt: „Der ÖWAV und die ÖVGW fordern im Rahmen der Finanzausgleichsverhandlungen eine Förderung für die Siedlungswasserwirtschaft in der Höhe von jährlich 130 Millionen Euro um die nötige Quote von 2% jährlicher Sanierungen erreichen zu können. Auch weil wir die Anlagen zunehmend an geänderte klimatische Bedingungen anpassen müssen.“
Wissen zum Leitungsnetz vermitteln
Daniela König, Abteilungsleiterin der Wasserwirtschaft im Land Oberösterreich betont, wie wichtig das Engagement der Verbände, Gemeinden und Wassergenossenschaften ist: „Wir können hier durch Beratungen, Serviceangebote und finanzielle Förderungen die Betreiber unterstützen. So wurden diese Angebote bereits in den vergangenen Jahren für die Erstellung von Leitungsinformationssystemen und Erhöhung von Erneuerungsraten gut angenommen. Zusätzlich laden wir auch alle Wasserver- und Abwasserentsorger in Oberösterreich ein, mit Bewusstseinsbildung die Bevölkerung mit an Bord zu holen. Nur gemeinsam können wir die kommenden notwendigen Sanierungen stemmen und somit diese grundlegenden Elemente der Daseinsvorsorge wirtschaftlich und in der gewohnten sehr guten Qualität dauerhaft sicherstellen.“
Der Erhalt unserer Trinkwasser- und Abwassernetze liegt nämlich nicht nur in der Verantwortung der Betreiber und der öffentlichen Hand, denn am Privatgrund sind auch Eigentümerinnen und Eigentümer für funktionsfähige Anschlüsse und Leitungen zuständig. Schätzungen zu Folge sind die Hausanschlussleitungen ebenso lang wie die öffentlichen Leitungen. Unsachgemäß ausgeführte oder schadhafte private Anschlüsse und Leitungen können das gesamte Netz belasten, zum Beispiel durch Wasserverlust an undichten Stellen oder Fremdwassereintritt. Eine sachgemäße Errichtung und regelmäßiges Prüfen der Leitungen und Anlagen durch zertifizierte Fachfirmen beugt dem vor.
Zudem leistet jede und jeder von uns einen wichtigen Beitrag für ein funktionsfähiges Leitungsnetz und einen schonenden Umgang mit der Ressource Wasser durch Anschluss- und Benutzungsgebühren und verantwortungsvolles und vorausschauendes Handeln.
Foto © LandOÖ/Tina Gerstmair
v.l.: Martin Niederhuber (ÖWAV-Präsident), Wolfgang Nöstlinger (ÖVGW-Präsident), Daniela König (Leiterin der Abteilung Wasserwirtschaft), Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder, Bezirkshauptfrau Andrea Wildberger, Bürgermeister Christian Gratzl, Rainer Widmann (Stadtrat).
Mehr Informationen:
Über die Initiative „VORSORGEN statt Rohrsorgen“
Die Initiative „VORSORGEN statt Rohrsorgen“ will das Bewusstsein für den Wert unseres Leitungsnetzes erhöhen und stellt Informationen rund ums Prüfen, Erneuern und Erhalten unserer Trinkwasser- und Abwasserinfrastruktur für Interessierte, Gemeinden, Städte und Regionen zur Verfügung. Umgesetzt wird die Initiative vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft gemeinsam mit allen Bundesländern, ÖWAV, ÖVGW, Städtebund und Gemeindebund. Die Kampagne wurde erstmals von 2012 bis 2016 durchgeführt und ging ab 2022 in eine neue Runde: zusätzlich zum Informationsmaterial für die Bevölkerung und Kommunen bietet die Initiative auch eine Wanderausstellung zum Verleih und veranstaltet VORSORGEN-Aktionstage in ganz Österreich gemeinsam mit Kommunen, Verbänden und regionalen Betreibern.